NATURKUNDE – DAS STIEFKIND IN DEN SCHULEN DES 19. JAHRHUNDERTS.
Neben dem Rechnen, Schreiben und Lesen sollten die Schüler der Volksschule im 19.Jahrhundert vor allem Dinge lernen, die für das spätere Berufsleben als nützlich galten. Im Mittelpunkt stand das Lesebuch. Darin enthaltene naturwissenschaftliche Inhalte überstiegen dabei einfachstes Erzählniveau kaum.
Ähnlich die Situation in den weiterführenden Schulen. Naturgeschichte galt weithin als bedeutungsarm bis unerwünscht. Bei fehlender Qualifikation des Lehrers konnte der Unterricht auch ganz entfallen. 1860, im Geburtsjahr Otto Schmeils, wurde in weniger als einem Viertel der deutschen Gymnasien naturwissenschaftlicher Unterricht erteilt.
Die Unterweisung stützte sich stark auf den Ordnungsansatz und die Systematik Carls von Linnés. Da wurde unter- und übergeordnet, strukturiert und viel auswendig gelernt. Der kirchliche Einfluss schließlich definierte die Natur als göttliche Schöpfung.
Zwischen dem Wissenstand der Biologie und der Lehrerausbildung klaffte eine deutliche Lücke. Die Schulbiologie blieb noch 1880 rund 100 Jahre hinter der wissenschaftlichen Biologie zurück.